Einführung in die Ernährungsheilkunde
«Ihre Nahrung ist Ihr stärkstes Medikament»
„Der Körper lebt 24 Stunden von dem, was wir ihm zuführen, und dann soll Ernährung für die Gesundheit oder Krankheit keine Rolle spielen?", fragte Dr. H. Nieper einmal an einem medizinischen Vortrag. In der Tat ist die Ernährung nicht nur für unser Wohlbefinden von elementarer Bedeutung. Sie ist Basis unserer Kultur (cultura = Ackerbau) und verbindet Individuum, Gesellschaft und Umwelt.
Der Keim aller Kultur liegt also offenbar in der Beziehung zur Erde. Verständlicherweise etablierten sich unzählige Ernährungslehren, die permanent und immer wieder von neuem versuchen, die Ernährung an die aktuellen Bedürfnisse des Menschen bestmöglich anzupassen. In den letzten 60 Jahren wird jedoch das vermeintliche Verständnis für die Nahrung zunehmend durch das blinde Vertrauen in die moderne Wissenschaft und durch die Anziehungskraft der zunehmend künstlich verschönerten Produkte stark getrübt. Vieles von dem, was wir konsumieren, wurde zu schlichten "Kalorienmitteln" degradiert. Nicht mehr frisch und gesund, sondern aromatisch, haltbar, billig und vor allem schnell sind die modernen Devisen. Genau beim Essen kann man noch die letzten Minuten an Zeit sparen, die der heutige Leistungsdruck uns entwendet. Essen als Zeitverschwendung? Fastfood-Ketten schiessen wie Pilze aus dem Boden.
Fastfood ist zunehmend beliebt, vor allem unter den Jugendlichen
Sogar die Schweizer „Lebensmittelmarke“, bei der man offensichtlich noch beim Kochen „Hand anlegen sollte“ hat es nicht auf mehr als 15Rp. gebracht...
Gewisse Fast-Food Menüs lassen sich kaum noch von Medikamenten unterscheiden…
Die „Nebenwirkungen“ sind vorprogrammiert
Zusammen mit unserer sitzenden Lebensweise überrascht es immer weniger, dass zunehmend „Zivilisationskrankheiten" auftreten und die Kosten im Gesundheitswesen exponentiell steigen. An Stelle von soliden Therapiekonzepten, die die Ursache beheben, werden aus Bequemlichkeit chemische Mitteln eingesetzt, um letztendlich lediglich die Symptome zu bekämpfen. Dabei verharrt man in der irrigen Meinung, die Symptombefreiung sei mit einer Heilung gleichzusetzen. Just der Gegenteil ist der Fall. Man bleibt permanent krank, es wächst eine pharmakologische Abhängigkeit, und die medikamentösen Begleiterscheinungen verlangen wiederum neue Arzneimittel. Ein Teufelskreis?
Welche Krankheiten kommen denn hier in Frage? Inzwischen ist allgemein bekannt und wissenschaftlich erwiesen, dass folgende Leiden zu den ernährungsbedingten gehören oder durch Ernährungsmassnahmen günstig beeinflusst oder rechtzeitig beachtet verhindert werden können:
- Allergien, Neurodermitis
- Arterienverkalkung
- Asthma
- Bauchspeicheldrüseleiden
- Blutarmut
- Entzündungen (-itis)
- Herz-Kreislaufstörungen
- Karies
- Kropfleiden (Schilddrüse)
- Leber und Gallenerkrankungen inkl. Gallensteine
- Fettstoffwechselstörungen
- Harnsteine
- Herzinfarkt und andere Herzkrankheiten
- Infektionskrankheiten
- Magen-Darmerkrankungen
- Migräne, Kopfschmerzen
- Osteoporose
- Psychologische Störungen wie Anorexie, Autismus oder Bulimie
- Rheuma
- Schlaganfall und Hirngefässerkrankungen
- Über- und Untergewicht
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und andere Stoffwechselstörungen
Dass die gute Nahrung in unserem Leben dennoch ein Schattendasein führt, liegt unter anderem daran, dass wir Nahrungsmittel nur nach den elementarsten Kriterien kennen, als ein „Ding", bestehend aus Fetten, Kohlenhydraten, Eiweissen, Vitaminen und Mineralien zusammen mit einer beliebigen Anzahl unbeliebter Kalorien. Nahrung ist zudem für die meisten in der zivilisierten Welt überall und einfach verfügbar. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war so viel Nahrung so selbstverständlich. Für den Einkauf von Esswaren wird noch weniger Zeit aufgewendet als für ein Paar neue Jeans im Kleiderladen. Dabei gebührt unserer Nahrung höchster Respekt! Die Nahrungsaufnahme ist weit intimer als jede geschlechtliche Aktivität, bei der wir durchaus auch gewisse Ansprüche stellen. Nahrungsaufnahme heisst nämlich nicht nur Vereinigung, sondern Angleichung (Assimilation) - Umwandlung in sich selbst! Daraus sind wir. Somit verkörpert Nahrung eine viel grössere Bedeutung, als wir gewohnt sind anzunehmen. Lebensmittel entfalten außerdem Wirkungen im Organismus, die sich nicht in Worte fassen lassen: „Wenn Du den Geschmack einer Birne kennen willst, muss Du die Birne selbst essen", so ein chinesisches Sprichwort. Lebensmittel besitzen eine Fülle von Merkmalen, die einem nicht ohne weiteres bewusst werden. Sie verkörpern neben Geschmack eine charakteristische Farbe, Form, Konsistenz und einen Geruch. Der erste Kontakt findet meist auf der optischen Ebene statt, was sich die Nahrungsmittelindustrie wohlwissentlich zu Nutzen macht.
Die "andere" Entführung unserer Kinder.
Schliesslich muss man sich rechtzeitig an die chemische Nahrungsmittelindustrie gewöhnen...
Sobald wir ein Lebensmittel sehen und daran riechen oder gar hinein beissen, entstehen in uns bestimmte Emotionen, die sehr individuell ausfallen können, ganz allmählich entfaltet das Nahrungsmittel seine lebendige Wirkung auf den Organismus. Auf einmal spürt man, vor allem nach scharfen Speisen, eine Wärme und kriegt rote Ohren und gleichzeitig verschlechtert sich ein bestehender Hautausschlag. Nach Alkohol beginnen sich die Sinne zu trüben und andererseits werden sie nach einem Kaffee klarer. Vor allem nach übermässigem Verzehr von Süssigkeiten oder tierischen Fetten drückt auf einmal der Magen. Nach Milchkonsum verstopft die Nase, man wird müde, es bildet sich Schleim in der Lunge oder gar Ausfluss bei der Frau. Blähungen entstehen. Nach bestimmten Nahrungsmitteln entwickelt sich eine Migräne. Bitteres und Salziges trocknen einerseits den Mund aus und andererseits dämpfen gleichzeitig einen Asthmaanfall. Eine akute allergische Reaktion kann sich nach einem Kiwi entwickeln. Vielfach kann nur schon der Geruch eines Lebensmittels über die Wirkung im Körper Auskunft geben, ohne dass es überhaupt aufgenommen werden muss. Und häufig reicht es aus, sich den entsprechenden Duft vorzustellen, um nach einem 5-gang Menü das Nahrungsmittel zu identifizieren, welches einem nun nicht gut getan hat (Man kann auch jemanden „nicht riechen“.).
Neben diesen bunten Effekten steuert die Nahrung unsere Drüsen. Essen ist demzufolge auch Hormon-Therapie! Kohlenhydrate bestimmen wie viel Insulin (Speicherhormon) ausgeschüttet wird und Eiweiss über den Gegenspieler Glucagon (Mobilisierungshormon). Die Fette und Öle spielen ebenso eine ausserordentlich wichtige Rolle, denn sie beeinflussen die sog. Eicosanoide (Nobelpreis 1982), die so etwas wie „Superhormone“ darstellen, die dieses ganze Stoffwechselorchester dirigieren. So können die Fette mit hohem Anteil an Omega 3 Fettsäuren (wie Olivenöl, Macadamia Nüsse, Mandeln, Avocado) mit Hilfe vom Glucagon Entzündungen und Tumorzellwachstum hemmen, den Blutdruck senken, das Immunsystem stimulieren wie auch die Fliesseigenschaften des Blutes verbessern. Andere Fette wie die Omega-6-Fettsäuren oder die Neutralfette (fettiges rotes Fleisch, Eiklar) bewirken zusammen mit einer Überdosis an Insulin (zu viele Kohlenhydrate!) das Gegenteil: Entzündungen und Tumorzellwachstum werden gefördert, der Blutdruck steigt, das Immunsystem wird gehemmt wie auch die Fliesseigenschaften des Blutes verschlechtert. Das heisst jedoch nicht, dass auf diese Fette verzichtet werden muss. Es braucht – wie alles im Leben – eine Balance.
Mit dieser Wirkfülle, die Lebensmittel entfalten, ist es nicht verwunderlich, dass ein ebenso vielfältiges Angebot an Ernährungsformen anzutreffen ist. Riskant daran ist stets, dass viele Urheber ihre Kostform als für jeden vorteilhaft anpreisen. Betrachten wir jedoch die Lebensmittel als unsere „Lebenspartner“, dann leuchtet es sofort ein, dass eine wahre gesunde Nahrung nur eine individuelle sein kann. „Darum prüfe, wer sich ewig bindet.“
So schön kann Nahrung sein…
Aspekte der Nahrung
- Kostformen: Rotations-, Trennkost Vegetarisch, Veganisch, Mischkost usw.
- Diätformen: Fasten, Mayr, Buchinger, Kartoffel-Diät, Hollywood Diät, Atkins, Formula-Diäten
- Religion: Fastenmonate
- Versinnbildlichend (vgl. Abendmahl)
- Unterschiedliches Essen in der Gemeinschaft oder Single
- Heilend: Magenschonkost, Leberschonkost u.a.m.
- Gewichtsregulierend
- Nahrung bei Obstipation
- Einteilung nach Kalorien
- Bedarf nach Alter
- Bedarf bei Schwangerschaft und Stillzeit, Schwerarbeiter, Sportler
- Allergieerzeuger
- 5 Elemente und jahreszeitlicher Bezug, Energetik, Wirkrichtung, Temperaturverhalten
- Säure-Basen-Haushalt
- Links- & rechtsdrehende Nahrungskomponenten
- Inhaltlich ausgerichtet bei Gicht (Harnsäure), Cholesterin, Histamin, Gluten, Zucker
- Genussmittel
- Verarbeitungsgrad, Zusatzstoffe
- Sterilität (Lebensmittel bringen auch andere Lebewesen in unseren Organismus, sowohl willkommene als auch unerwünschte wie Bakterien, Viren, Parasiten und Würmer.)
- Haltbarkeit (Je haltbarer, um so schlechter auch für uns verwertbar!)
- Gentechnische Verarbeitung
- Schadstoffgehalt
Es ist nicht Gegenstand dieser Information, die Ernährung in Detail aufzuzeichnen. Dazu gibt es eine Fülle von guter Literatur. Vielmehr soll es das Bewusstsein und die Erkenntnis der Vielfältigkeit, Bedeutung und Individualität des persönlichen Bedarfes an Nahrung schärfen und ihr zu ihrem gebührenden Platz verhelfen sowohl in Gesundheit als auch im Krankheit
Links
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung
Verein für Unabhängige Gesundheitsberatung, UGB