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Orthomolekulare Medizin

1. Buch Moses 1.12.

„Und die Erde liess aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht tragen und ihren eigenen Samen bei sich selbst behalten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war."

Dieses Zitat kann heute aus der Evolution exemplarisch bestätigt werden. Es sind nur die Pflanzen, die in der Lage sind, alle organischen Substanzen herzustellen. Dazu benötigen sie lediglich Wasser, Kohlensäure, Mineralstoffe (für sich „leblose" Gesteinsmaterie!) und Licht. Ohne die Erzeugnisse der Pflanzen wären die Tiere und wir Menschen nicht existenzfähig. Andrerseits besitzen wir einen grossen Vorteil: Wir brauchen nicht alle notwendigen Substanzen selbst zu bilden und sparen daher wesentliche Mengen an Energie ein. Somit ist der Mensch biochemisch gesehen bei weitem nicht das am höchsten entwickelte Lebewesen. Hier sind wir den Pflanzen und vielen Tieren unterlegen. Der Mensch, als integrativer Bestandteil der Natur, musste sich aus den Substanzen, die die Natur ihm geboten hat, aufbauen und hat sich von einer ganzen Reihe von „essentiellen Nährstoffen" abhängig gemacht.

Es sind deren ca. 45 „Orthomoleküle" aus den Gruppen der Mineralien, Spurenelementen, Fettsäuren, Aminosäuren und Vitamine. Gesunde, reine und lebendige Ernährung, eine ausreichende orthomolekulare Versorgung ist die Grundlage für das menschliche Wohlbefinden. Die orthomolekulare Medizin (OM) befasst sich somit mit der Verwendung der richtigen Substanzen und Molekülen in den richtigen Mengen. Die exakte Definition nach Linus Pauling lautet (Zweifacher Nobelpreisträger und Vater der Orthomolekularen Medizin, Bild rechts): „OM ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderungen der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden sind und für die Gesundheit erforderlich sind."

Die OM sucht nicht nach Arzneimitteln, welche die Symptome beseitigen sondern nach Mitteln, welche an der Ursache einer Erkrankung angreifen.

Was ist der Mensch?

Auf diese Frage suchen die Philosophen seit Jahrtausenden eine Antwort. Leichter zu beantworten ist dagegen, woraus der Mensch besteht: Hauptsächlich aus Wasser. Den Rest könnte man in verschiedenfarbigen Häufchen aufzählen: Das grösste würde aus fahlgelbem Eiweisspulver bestehen. Dann kommen schon die Mineralien: Zwei Kilo weisses Calcium, ein Kilo rotbrauner Phosphor, 90 Gramm gelber Schwefel, 120 Gramm silberweisses Magnesium, dazu eine Prise schwarzgraues Eisen, rötliches Kupfer, silbriges Chrom, braunes Selen, graues Zink, Mangan und Jod, metallisch glänzendes Molybdän und gelbgrünes Fluor. Mineralien sind wichtige Bausteine des Organismus. Einerseits verleihen sie verschiedenen Körperteilen, insbesondere den Knochen (Kalzium) und Zähnen (Fluor) die notwendige Härte, andererseits sind sie unentbehrlich als Co-Faktoren in unzähligen enzymatisch gesteuerten biochemischen Reaktionen. Sie sind beteiligt an der Nervenleitung, Zellwanddurchlässigkeit und -integrität, regulieren den Säure-Basen-Haushalt und den osmotischen Druck und damit den Wasserhaushalt der Zelle und des Bindegewebes. Verschiedene Umstände können zu einem inadäquaten Status von Mineralien führen: ungenügende Aufnahme, schlechte Verdauung und Resorption und Hemmung durch toxische Schwermetalle.

Affinität der Organe zu Mineralien

Gehirn

  • Blei
  • Quecksilber
  • Mangan
  • Aluminium

Schilddrüse

  • Kobalt
  • Jod
  • Selen

Herz

  • Calcium
  • Magnesium
  • Nickel
  • Quecksilber

Lungen

  • Arsen
  • Cadmium
  • Nickel
  • Chrom

Leber

  • Selen
  • Beryllium
  • Nickel
  • Chrom
  • Arsen

Nieren

  • Quecksilber
  • Cadmium
  • Arsen

Fett

  • Cadmium

Knochen

  • Cadmium
  • Blei
  • Strontium

Nerven

  • Cadmium
  • Blei
  • Quecksilber

Haut

  • Arsen
  • Beryllium

Mineralien und Spurenelemente stellen einen grossen Teil der eigentlich nichtorganischen Bestandteile im Lebewesen dar und können nicht vom Organismus hergestellt, sondern müssen ausnahmslos zugeführt werden. Nach dem Tode und der Verwesung im Rahmen der Transformation „Staub zu Staub" sind es vor allem die Mineralien, die zurückbleiben und sich mit der Erde wiedervereinigen. In unserer modernen Zivilisation und mit unserer Umweltverschmutzung ist bedauerlicherweise das Verhältnis der gesunden Mineralien zu den schädlichen auf die Seite der letzteren verschoben. Es herrscht vielfach toxische Belastung von Schwermetallen und dazu im Verhältnis ein relativer oder auch absoluter Mangel an erwünschten Spurenelementen. Die Auswirkungen sind vielfältiger Natur. Eine Aufzählung erübrigt sich insofern, als dass praktisch jedes Symptom und Beschwerdebild zwar nicht ausschliesslich, aber häufig mit Disbalancen der Spurenelemente einhergehen kann.

Aminosäuren

werden durch Eiweisskonsum geliefert, um im menschlichen Organismus zu körpereigenem Eiweiss umgebaut zu werden. Es ist gleichgültig, ob Eiweiss als „natürliches" Nahrungsmittel oder als Gemisch von Aminosäuren aufgenommen wird. Der Organismus braucht eigentlich nicht „Eiweiss", sondern nur die darin enthaltenen Aminosäuren. Die vom Organismus selbst nicht herstellbaren Aminosäuren sind: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Valin. Die AS dienen der Produktion von Bausubstanzen, Hormonen und Enzymen. Letztere werden benötigt, um chemischen Reaktionen bei den im Körper vorherrschenden (relativ) niedrigen Temperaturen zu ermöglichen und zu steuern.

Fette & Fettsäuren

(FS) kommen in verschiedenen Arten in der Nahrung vor: gesättigte FS, einfach/mehrfach ungesättigte FS, Omega-3-FS und Omega-6-FS und bezeichnen damit die chemische Struktur mit der Anzahl sog. Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen. Die von Menschen benötigten sind die Omega 3 und 6 FS. Sie sind die Ausgangssubstanzen für die Herstellung der „Eicosanoide", die als „Gewebshormone" an zahlreichen wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt sind: Funktion der Bluttplättchen (Blutgerinnung, Herzkrankheiten), entzündliche Prozesse (Rheuma, Psoriasis, Ekzeme), Zellteilung (Krebs) wobei die Omega-3-FS auf die Funktionen einen hemmenden und die Omega-6-FS einen aktivierenden Effekt ausüben, weshalb in der OM nur die Omega 3 FS eine therapeutische Rolle spielen. Während früher das Verhältnis O-6-FS:O-3-FS in der Nahrung 3-4:1 betrug, liegt es heute bei 20:1! Die wichtigste Quelle von O-3-FS sind Fische und Fischöle.

Mineralstoffe und Spurenelemente

(= in Spuren vorkommende Mineralstoffe) werden auch als Elektrolyte bezeichnet, müssen ausnahmslos von aussen zugeführt werden. Sie dienen der Regulierung des Wasserhaushaltes, der Nierenfunktion, der Aufrechterhaltung der Funktion der Nerven, des Herzens und der Muskeln. Sie sorgen für ein ausgeglichenes Säurebasen Gleichgewicht, einen funktionstüchtigen Stoffwechsel durch Enzymaktivierung und Mineralisierung von Knochen und Zähnen.

Vitamine

sind im Gegensatz zu den anderen essentiellen Nährstoffen lebensnotwendige komplexe organische Moleküle, die der Organismus in dieser Form nicht selber herstellen kann. Vermutlich standen sie während der evolutionären Entwicklung des Menschen in so reichem Masse zur Verfügung, dass die Eigenproduktion nur eine Energieverschwendung bedeutet hätte. Fast alle vom Menschen benötigten Vitamine fehlen auch den meisten anderen Säugern: z.B. Vit A, B1, B2, B3, B6, B12, Pantothensäure, Vitamin E. Vitamin C ist eine Ausnahme. Alle Säuger sowie die meisten Vögel und Fische können Vit C aus Zucker (Glucose) selber herstellen. Entdeckt wurden sie praktisch immer anhand von schweren Erkrankungen bei deren Fehlen: Vit C: Skorbut, Vit D: Rachitis, Vit B1: Beriberi, Vit B3: Pellagra, Vit B12: Perniziöse Anämie. Durch die Versorgung der Bevölkerung mit diesen Nährstoffen sind diese Krankheiten kaum noch anzutreffen. Chemisch sind die Vitamine völlig unterschiedliche Substanzen, die im Körper die Funktion von Enzymen und Co-enzymen erfüllen. Sie ermöglichen somit lebensnotwendige biochemische Reaktionen. Im Falle eines Vitaminmangels erkranken wir, ein völliges Fehlen führt zum Tode. Vitaminmangelerscheinungen treten erst bei sehr fortgeschrittenen Mängeln auf. Bis dahin verläuft die Symptomatik ohne bewusst wahrgenommen zu werden, wie bspw. die Entwicklung von Arteriosklerose, Krebs oder vorzeitiges Altern. Zwar sind Krebs und Arteriosklerose keine Vitaminmangelkrankheiten, doch ist wissenschaftlich belegt, dass diese Krankheiten bei ausreichender Vitaminversorgung deutlich seltener sind.

Ernährungsempfehlungen

beziehen sich ausschliesslich auf die Bedarfslage des gesunden Menschen und auch hier nur auf Mengen, die ausreichen, um einen klinischen erkennbaren Mangel auszuschliessen. Hier bleiben aber wesentliche beeinflussende Faktoren unberücksichtigt: Rauchen, Alkohol, Aelterwerden, Erkrankungen des Verdauungstraktes mit Aufnahmestörungen, Wechselwirkungen mit Arzneimittel. Durch die Aufnahme der empfohlenen Mengen wird somit klinischen Symptomen vorgebeugt, sie schliesst aber einen latenten Mangel nicht aus. Grundsätzlich gilt: ausreichend hohe Dosierung, dauerhafte Anwendung, komplette Kombinationen OM Substanzen, nicht nur Einzelsubstitutionen.

Diagnostik

Die Blutanalyse
Serum
Blut bietet Informationen über das, was der Körper vor kurzem (von Stunden bis Tagen) absorbiert hat. Die Untersuchung ist geeignet, um akute Vergiftungen nachzuweisen oder auszuschliessen. Unser Körper versucht mit aller Kraft, die Zusammensetzung des Blutes als Transportmedium und „Futternapf" für unsere Zellen möglichst konstant zu halten. Allgemeine Aussagen über Körperbestand sind aus diesem Grunde hier nicht zu erbringen.

Vollblut / Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
Da die Erythrozyten eine Überlebensdauer von ca 120 Tage aufweisen, ist diese Untersuchung geeignet, mittelfristige Abweichungen der Mineralien zu erkennen.

Die Urinanalyse
Diese Messung widerspiegelt die Elemente, die der Organismus auszuscheiden versucht und gibt relativ zuverlässige Ergebnisse hinsichtlich einer allfälligen mittelfristigen Belastung (Tage-Wochen) vor allem von Schwermetallen.

Die Haaranalyse
Die Haare gehören, wie die Nägel und Zähne, zu der Haut als Anhangsgebilde. Die Haut mit dem Unterhautgewebe bzw. Fett ist unser Mülldepot. Mutter Natur hat sich diese Art der Deponie perfekt ausgedacht. Die Schadstoffe sollten weniger in den vitalen Organen wie Herz oder Gehirn angehäuft werden, sondern dort, wo sie am geringsten schaden, und das ist in der Tat das Fettgewebe und die Haut. Diese Endlagerung (Fett ist ein Speichermedium für „schlechte Zeiten") repräsentiert die Exposition mit den entsprechenden Substanzen der letzten Wochen-Monate bis Jahre. Haare eignen sich in bestimmten Situationen (v.a. Kinder) auch deshalb für Diagnostik, weil die Probengewinnung absolut unbelastend und problemlos ist. Haare eignen sich bedingt für screening von Schwermetallbelastungen und nur sehr grob für die Analyse der Spurenelemente und Mineralien. Zu bedenken gilt, dass stets die Möglichkeit der Kontamination besteht: Haarwasch-, Färbe- Körperpflegemitteln, Kosmetika und Umweltfaktoren mannigfaltigster Art. Aus diesem Grunde ist die Haaranalyse für die "Selbstdiagnose" untauglich.

Vorsicht

Es ist dringend davon abzuraten, auf Grund einer alleinigen Mineralanalyse (irgend eines Mediums) Kausalzusammenhänge, eine Diagnose, geschweige einen Therapieplan (bspw. mit Mineralsupplementen) erstellen zu wollen. Dagegen kann eine Mineralanalyse in den Händen eines erfahrenen Arztes kostengünstig und unbelastend zusätzliche Information liefern.

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