Covid und Vitamin D
Werner Vontobel
Noch immer ist kein wirksames Arzneimittel gegen Covid-19 auf dem Markt. Doch müssen wir wirklich noch länger auf die Pharma-Industrie warten?
Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit gibt es zurzeit 10 „wichtige Covid-19-Arzneimittel“. An erster Stelle wird Remdesivir genannt. Die Dauer der Behandlung ist auf 5 Tage (bzw. 6 Spritzen zu 100 mg) beschränkt und kostet 390 Dollar pro Injektion. Über die Wirkung schweigt sich das BAG aus. Das Robert Koch Institut in Berlin spricht von einer „statistisch signifikanten Verkürzung des Spitalaufenthalts“ von 15 auf 11 Tage. Ob die Überlebenschance erhöht werde, sei noch unklar. Viel hat die Pharmaindustrie in den bald neun Monaten seit Beginn der Pandemie nicht zustande gebraucht.
Zumindest nicht im Vergleich zu dem, was das Hormon namens Vitamin D 3 – vermutlich- zu leisten im Stande ist. Im Reina-Sofia Unispital von Cordoba wurden 26 Covid-19-Patienten nach dem normalen Standard (mit Hydroxychloroquin) behandelt, 50 Patienten erhielten zusätzlich Calcifediol, eine schnell wirksame Form von Vitamin D 3. Ergebnis: Von den Patienten ohne Vitamin D 3 mussten 50% auf die Intensivstation verlegt werden und 2 (7,5%) starben. Von der Gruppe mit Vitamin D musste nur einer (2%) auf die Intensivstation und alle überlebten ohne bleibende Schäden. Diese Interventionsstudie wurde nach allen Regel der Kunst durchgeführt und das Ergebnis für (betreffend Intensivstation) war statisch hoch signifikant. Ein Zufallsergebnis kann mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99,9% ausgeschlossen werden.
Dass die Ärzte des Reina-Sofia-Spitals auf die Idee gekommen sind, ihre Covid-Patienten mit Vitamin D zu dopen, ist kein Zufall. Man weiss, dass vor allem ältere Patienten beim Spitaleintritt einen extrem tiefen Vitamin-D-Spiegel haben, und viele Studien zeigen, dass dies vor allem bei Infektionskrankheiten ein bedeutender Risikofaktor ist. So hat etwa eine Langzeitstudie mit 9548 Patienten im Alter von 50 bis 75 Jahren ergeben, dass sich die Wahrscheinlichkeit, an einer akuten Atemwegserkrankung zu sterben verdoppelt, bzw. verdreifacht, wenn der Vitamin- D-3-Blutspiegel von mindestens 20 Nanogramm pro Deziliter auf 20 bis 12 oder gar unter 12 sinkt. Eine Studie aus Bari mit 42 Covid-Patienten mit akuten Atemproblemen zeigt, dass ersten fast alle (81%) einen sehr tiefen Vitamin-D-Spiegel von weniger als 30 Nanogramm aufwiesen, und dass kleine Unterschiede noch eine grosse Rolle spielen. Bei der Gruppe mit weniger als 10 Nanogramm starben 50%, in der Gruppe mit mehr als 10 Nanogramm nur noch 5%.
Fast zum gleichem Ergebnis kommt eine Studie in Indonesien mit 780 Covid-Spitalpatienten. Danach sind von der Gruppe mit mehr als 30 Nanogramm Vitamin D 5% gestorben gegenüber 87,8 und gar 98,9% bei den Patienten mit 20 bis 29 bzw. weniger als 20 Nanogramm. Und eine Studie aus den Philippinen mit 212 Patienten sagt, dass von der Gruppe über 30 Nanogramm nur 4% mit mehr als 30 Nanogramm schwer erkrankt sind, während 96% der Vitamin-D-Defizienten mittelschwere mit kritische Verläufe hatten. Dieselbe Studie sagt auch, dass er optimale Vitamin-D-Status bei 40 bis 60 Nanogramm liegt.
Wie kann es sein, dass ein uraltes, banales Molekül so viel bessere Ergebnisse zeitigt, wie das brandneu, mit modernsten Techniken entwickelte Remdesvir? Nun, das Vitamin D hat rund 800 Millionen Jahre Vorsprung und hat die Entwicklung der Immunsystem schon bei unseren entferntesten Vorfahren eng begleitet. Vitamin D ist das wichtigste Hormon für die Regulierung des Immunsystems. Vor allem bei den Immunzellen spielt der durch das Vitamin D aktivierte Vitamin-D-Rezeptor eine wichtige Rolle. Er schaltet mehr als 500 Gene an und ab, deren Rolle für die Immunabwehr wichtig am im Detail noch weitgehend ungeklärt sind. (Siehe hier) Eines aber ist sicher. Ein Mangel an Vitamin D schwächt das Immunsystem.
Nun mag man einwenden, dass es sich hier kleine Studien handelt, die oft weder doppelblind noch randomisiert sind und somit nicht dem von der Pharma-Industrie dekretierten Standard entsprechen. Stimmt. Doch genau das ist der Punkt. Es ist bekannt, dass vor allem ältere Patienten zu wenig mit den Stoffen versorgt sind, die das Immunsystem dringend braucht. Neben dem Immunregulierungs-Superhormon Vitamin D gilt das etwa auch für Vitamin C, Magnesium, Zink und viele andere mehr. Warum hat man dazu nicht schon zu Beginn der Pandemie grosse Studien eingeleitet? Selbst wenn sich dabei z.B. gezeigt hätte, dass Calcidefiol (in der obigen Studie) fünf Mal weniger wirksam wäre, hätte man pro Behandlung (für maximal 1 Franken) immer noch 4 Tage Intensivstation sparen können. (Annahme: ein Aufenthalt dauert im Schnitt 10 Tage).
Doch statt das Potential eine immunsteigernden Behandlung und Vorbeugung zu erforschen und zu fördern, machen unserer Gesundheitsbehörden genau das Gegenteil. Beispiel Echinacea: Dass Extrakte des Sonnenhuts Infektionskrankheiten günstig beeinflussen, gilt als erwiesen. Nun hat die Firma A. Vogel, bzw. das renommierte Labor Spiez, herausgefunden, dass Echinacea in menschlichen Zellkulturen auch gegen Covid-19 wirkt. Doch statt sich zu bedanken und weitergehende Tests zu fördern, hat unsre Arzneimittelbehörde Swissmedic postwendend eine Botschaft erlassen, der vor falschen Hoffnungen warnt, den Verkauf von Echinacea per Internet verbietet und alle mit Strafe bedroht, die es wagen sollten, das Sonnenhut-Extrakt nur schon als Vorbeugung gegen Covid-19 zu empfehlen. Die Einschüchterung wirkt: Die Firma A. Vogel traut sich nicht einmal, die Studie auf ihrer Homepage zu verlinken.
Inzwischen warten wir nach bald 2000 Corona-Toten immer noch darauf, dass uns die Pharma-Industrie gegen viel Geld ein Mittel verkaufen kann, das wenigstens annähernd so gut wirkt, wie das Sonnenhormon oder der Sonnenhut.
Vitamin D Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960076020302764?via%3Dihub#bib0160
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